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3 Säulen der Nachhaltigkeit – Was steckt eigentlich dahinter?

Die 3 Säulen der Nachhaltigkeit – ein Maßstab für Staaten und Unternehmen. Sie stellen Leitlinien für nachhaltiges Handeln dar und sind in den 1990er Jahren entstanden. Was genau dahinter steckt und wieso dieses Modell kritisiert wird, erkläre ich dir in diesem Beitrag.

Was sind die 3 Säulen der Nachhaltigkeit?

Die 3 Säulen der Nachhaltigkeit, auch unter dem Namen “Drei-Säulen-Modell” bekannt, wurden im Laufe der 90er-Jahre entworfen. Den genauen Ursprung kann man bis heute nicht ermitteln, aber die EU erwähnte 1997 explizit dieses Modell in ihrem Vertrag von Amsterdam. Dort wurde Nachhaltigkeit als wichtige Errungenschaft im Umweltschutz, in der Wirtschaft, der Politik und Gesellschaft benannt. Im Jahr 1998 wurde es ebenfalls im Abschlussbericht der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt“ des deutschen Bundestags erwähnt. Außerdem stellt der Sachverständigenrat für Umweltfragen in seinem Gutachten 2008 fest, dass sich das Drei-Säulen-Modell international durchgesetzt habe. Beim Weltgipfel von Johannesburg 2002 wurde das Modell erstmals verwendet. 

Wie sieht dieses Modell nun eigentlich aus? Es besteht aus drei gleichgewichteten und gleichrangigen Säulen. Man gehe davon aus, dass nachhaltige Entwicklung nur dann stattfinden kann, wenn die Säulen bzw. die jeweiligen Ziele gleichzeitig und gleichberechtigt umgesetzt werden. Dabei bedingen sich die Ziele gegenseitig. Die drei Säulen sind:

  • Ökologie
  • Soziales
  • Wirtschaft
1. Säule “Ökologie”

Hierbei steht im Vordergrund, dass sowohl Staaten als auch Unternehmen keinen Raubbau an der Natur ausüben dürfen. Darunter versteht man eine “Übernutzung” der Umwelt, also die Nutzung von Ressourcen in einem Übermaß ohne Rücksicht auf die Folgewirkungen. Vielmehr sollte die Natur erhalten und die Umwelt sowie die natürlichen Ressourcen geschont werden. Das Modell verlangt also einen bewussten Umgang mit Wasser, Energie und endlichen Rohstoffen. Es sollten dabei nur so viele nicht-nachwachsende Rohstoffe entnommen werden, die wieder durch erneuerbare Rohstoffe ersetzt werden können. Bestenfalls sollten natürlich Rohstoffmengen verwendet werden, die sich selbst wieder regenerieren können. Außerdem wird so die Biodiversität (“Vielfalt an Ökosystemen und Arten”) gefördert.

Auch ein bewusster Umgang mit der menschlichen Gesundheit ist Teil der Säule Ökologie – z.B. sollten keine schädlichen Stoffe in Nahrungsmitteln verwendet werden. Die Emissionen sollten keinen Schaden anrichten und so gering wie möglich gehalten werden bzw. ausgleichbar sein. Welche Beispiele könnte es also für ein ökologisch nachhaltiges Handeln in der Wirtschaft geben?

  • Ressourcenschonung durch eine höhere Energieeffizienz
  • Verwendung von erneuerbaren Energien
  • Reduzierung von Gefahren- und Giftstoffen für die Umwelt
  • vermehrte Nutzung von umweltfreundlichen Produkten
2. Säule “Soziales”

Diese Säule dreht sich um intergenerationelle Verteilungsgerechtigkeit, die Würde des Menschen und sein Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. All das sind Grundannahmen, die nicht unterschritten werden sollten. Im Detail geht es um folgende Ziele:

  • Armutsbekämpfung
  • Chancengleichheit
  • Geschlechtergleichbehandlung
  • Gerechtigkeit
  • Sicherheit
  • faire Bezahlung
  • Wahrung von Arbeitnehmerinteressen
  • Möglichkeit zur Aus- und Weiterbildung
  • freie berufliche Entfaltung
3. Säule “Wirtschaft”

Selbstverständlich ist es auch im Sinne der Nachhaltigkeit wichtig, dass Unternehmen Gewinne erzielen. Diese sollten beispielsweise in moderne Anlagen, hochwertige Rohstoffe oder faire Bezahlungen investiert werden. Doch dies darf nicht das einzige Ziel sein. Vielmehr geht es darum, keinen Schaden für kommende Generationen zu verursachen. Die Unternehmen sollten langfristige Strategien verfolgen und Wissen sowie Lernmöglichkeiten fördern. Beispiele für solche Ziele könnten die Unterstützung von Projekten für Umwelt- oder Menschenschutz oder die Integration des “fairen Handels” im eigenen Wirtschaftskreislauf sein. In Bezug auf Staaten gilt, die Staatsschulden gering zu halten und ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht zu wahren. So sollen keine anderen Staaten benachteiligt werden.

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Wieso wird dieses Modell eigentlich von vielen Experten kritisiert?

Experten geben beispielsweise an, dass das Modell in der Praxis so nur schwer umsetzbar sei. Wie ich bereits im Einleitungstext erwähnt habe, gibt das Modell lediglich Leitlinien vor und keine konkreten Lösungen. So würde der Nachhaltigkeitsbegriff zu sehr ausgeweitet werden und an Bedeutung verlieren. Außerdem sei es aktuell nicht der Fall, dass die 3 Säulen gleichrangig behandelt werden. Die Ökologie sei bislang eher nachrangig beachtet worden. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass sich die Säulen gegenseitig ausgleichen könnten. Dabei sprechen viele Experten von einer “schwachen Nachhaltigkeit”.

Gibt es dann vielleicht ähnliche Modelle?

Das habe ich mich nach der Kritik, die ich gelesen hatte, auch gefragt. Und tatsächlich gibt es Weiterentwicklungen oder ähnlich angelegte Modelle. Zum Beispiel gibt es das “gewichtete Drei-Säulen-Modell”, das von vielen Experten bevorzugt angewendet wird. Dort ist die Ökologie das Fundament unter allen Säulen und wird als “Ressourcen/Klima” deklariert. Die dritte Säule wird in diesem Modell von “Kultur” vertreten. Diese Weiterentwicklung des ursprünglichen Konzepts zeigt die Abhängigkeit der drei Säulen von den natürlichen Ressourcen und dem Klima.

Außerdem wird gelegentlich von einem Modell mit 4 Säulen gesprochen. Dabei wird das Thema “Corporate Social Responsibility” im Sinne einer politisch-institutionelle Dimension aufgegriffen. Ein ähnliches Modell sind die “Zauberscheiben der Nachhaltigkeit”. Das sind 3 Kreise mit den jeweiligen Zielen, die wie Zahnräder ineinander greifen. 

Die 3 Säulen der Nachhaltigkeit sollten also kritisch betrachtet werden, dennoch ist es wichtig, dass es solche Leitlinien und Vorgaben gibt. Außerdem ist es doch wünschenswert, wenn sich “alte” Modelle weiterentwickeln und sich den heutigen Gegebenheiten anpassen.

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